Zum Abwinken

Das ist an Lächerlichkeit kaum noch zu übertreffen: Der Gewerbeverband will, dass ich seine (mit dem Schweizerkreuz geschmückte) Tragtasche ausschliesslich in der Schweiz fülle. Will womöglich noch, dass ich das unsägliche aufgedruckte Motto «Ja zur Schweiz – hier kaufe ich ein» rosenkranzmässig vor mir her murmle.

Noch ist das Gähnen der WählerInnen über die austauschbaren, nichtssagenden SVPFDPCVP-Wahlslogans «Schweizer wählen SVP», «Ja zur Schweiz» und «Keine Schweiz ohne uns» nicht verhallt. Aber für die Gewerbespitze ist offenbar nichts so langweilig und erfolglos, dass es nicht noch einmal verwendet würde!

 

 

Im Ernst, liebe Gewerbler: Sind eure Qualität, euer Service, eure Preise derart schlecht, dass ich als Konsument im Namen des Vaterlandes dazu verdonnert werden muss, «schweizerisch» einzukaufen?

 

 

Lokal produzieren, lokal einkaufen, das leuchtet auch mir ein, wäre das Gebot der Zeit. So kaufe ich möglichst wenig graue Energie und gewinne Vertrauen in „meine“ Produzenten, «meine» Detaillistinnen und «meine» Service-Spezialisten. Sie kennen dann meine Wünsche und strengen sich für mich, „Ihren“ Kunden, besonders an, was mir einen höheren Preis wert ist. Der Detaillist selber würde seine einheimischen MitarbeiterInnen vorbildlich entlöhnen und behandeln, sein Verband würde sich mit aller Macht für ethisch verantwortungsvolle Produktion bei importierten Gütern einsetzen. Die wegen der hohen Kosten in der Schweiz verbleibende Preisdifferenz würde durch perfekten Kundendienst, Freude an der Dienstleistung und Kulanz bei Fehlern wettgemacht.

 

 

Aber davon ist natürlich bei den Margen-Patrioten vom Gewerbeverband nicht die Rede. Lokal soll vor allem das Konto sein, auf dem die diversen Zwischenhändlergewinne landen. Und freundlich soll nur der Politiker lächeln, der die Wahlspenden dieses Verbandes entgegennimmt, damit er dann munter die Hochpreisinsel Schweiz verteidigt.

 

 

Da sage ich nur «Nein, sorry, so plump fängt Ihr mich nicht!» Dieses billige Fahnenschwenken ist für mich zum Abwinken.
Ruedi Lais, Kantonsrat, Wallisellen